Klang und Klangempfinden

Klang und Klangempfinden.
Spielbarkeit und Ansprache

  • Klang ist objektiv
  • Klangempfinden subjektiv.
  • Klang kann man physikalisch analysieren und definieren.
  • Im Klangempfinden gibt es eine Schnittmenge die wir allgemein als schön bezeichnen, drum herum ist alles individuell. 
  • Wir haben für Klang keine eigene Sprache!!

Die Parameter die zur Klangerzeugung beitragen

  • Der Cello-Resonanzkörper
  • Steg und Stimmstock
  • Die Saiten
  • Das Kolophonium
  • Der Bogen
  • Die Kontaktstelle
  • Der Arm, von der Schulter bis zu dem Fingern.
  • die linke Hand mit Vibrato, Tonhöhen und Intonation gehören nicht zum Klang sondern zum Genuss.

Was kann, was macht jeder einzelne Bereich und welchen Einfluss haben wir als Musiker darauf. 



Der Cello-Resonanzkörper 

ist eigentlich vom Musiker in seiner Qualität nicht zu beeinflussen. Gelegentlich greift ein Geigenbauer in das Innenleben eines Corpus ein, etwa um den Bassbalken zu verändern, oder um Reparaturen vorzunehmen. 
Ein guter Resonanzkörper ist in der Lage jedes Timbre darzustellen und exakt die Klangfarben und Nuancen zu verstärken, die der Musiker auf den Saiten formt. Er kann in allen Vokalen matt und klar klingen, strahlen und dumpf, eng und offen, mit unendlicher Raum-Tiefe oder knapp an der Oberfläche, nasal oder verschnupft, …..

Ein perfekter Resonanz-Körper überlässt es dem Spieler die Klangfarben zu formen. Er hat möglichst wenig eigenen Klang-Charakter, ist sehr vielseitig wandelbar und hat eine optimale Übertragung dessen was der Musiker tut. 

Viele Resonanzkörper haben leider Einschränkungen, ja sogar Schwächen. Eine Komponente der Klangverstärkung ist oft zu stark ausgeprägt - das stört auf lange Sicht - oder gewisse Klangfarben sind einfach nicht vorhanden. Oft haben Instrumente auch eine Art Vorhang vor dem Klang und können einer gewissen klanglichen Belegtheit nicht entkommen. Oder sie schreien und können die weichen, sanften verführerischen Klänge nicht zum klingen bringen. 

Jetzt kommen Steg und Stimmstock ins Spiel. (auch Stimme und Seele genannt) 

Wäre ein Resonanzkörper perfekt, so müssten Steg und Stimmstock die Saitenschwingung möglichst optimal, ohne eigen-Charakterbildung  übertragen. Das hieße, exakt die Dicke und Größe zu haben, exakt an der perfekte Stelle zu stehen um die Schwingung der Saiten maximal auf den Resonanzkörper zu bringen. Alles könnten man mit Hilfe der modernen Technik genau bemessen.
Leider haben die allermeisten Instrumente Schwächen, Mängel oder zu dominante Klangcharaktere. 
Jetzt versucht der Geigenbauer - im verbalen Austausch mit dem Musiker,-  mit Hilfe der Beschaffenheit von Steg und Stimmstock genau die individuell Empfundenen Mängel auszugleichen oder zu kaschieren. 

Verbalisieren Sie mal Klang und gehen mit Ihrer Sprache in ein Gespräch über Klang und Klangqualität. Sie werden feststellen dass unsere Sprache keine eigenen Wörter für präzise Klangbestimmung kennt und wir uns in der Klangbeschreibung mit Begriffen aus anderen Bereichen der Sinneswahrnehmung  helfen müssen. Wir benützen Attribute aus der Optik um Akustik darzustellen. Wir reden darüber wie wir Klang empfinden, und können Klang verbal schwer konkretisieren. 

Mit Steg und Stimmstock kommen in der Regel unberechenbare Parameter ins Spiel, die zwar Klang verändern, aber im Resultat nicht genau zu beschreiben und mit Worten kaum zu fassen sind.  Es wäre  längst überfällig mit  moderner Technik  nachweisbare Messungen zu erstellen um Klang exakt und für alle gleich zu fassen und zu beschreiben. 
So verunsichert die geheimes umworbene Stimme, auch Seele des Instrumentes genannt, den Musiker eher. Schnell verliert man den Überblick, ob man selber den Klang nicht formen kann oder das Instrument ihn nicht hergibt. Man ruckelt an Stimme und Steg um zum Ziel zu kommen. So kommt es, dass Musiker oftmals versuchen ihre spielerischen Defizite durch das Stellen von Steg und Stimme zu kompensieren. Letztlich liegt das Problem darin, dass wir Klang nicht fassen können. Jedes Ohr hört und empfindet anders, Sprache haben wir dafür keine und so bleibt Klang ein Mysterium. Hinzu kommt noch die Fähigkeit der Ansprache. Ein gutes Cello muss in Bruchteile einer Sekunde, eigentlich gleichzeitig zum Tun, das geschehen an der Kontaktstelle hörbar umsetzen. Das Cello muss also nicht nur insgesamt, sonder genau im Moment des Spielen  - mit der Aktion an der Kontaktstelle identisch - klingen können. 

Mit der Saitenwahl und dem Kolophonium 

versucht der Musiker seinerseits seiner individuellen Klangvorstellung maximal nahe zu kommen und zudem eine optimale Ansprache an der Kontaktstelle zu erhalten. Er versucht nicht nur den Resonanzklang zu optimieren, sonder ihn zu beeinflussen. Dabei spielen Spielbarkeit und Ansprache eine große Bedeutung. Es bleibt ein austarieren. Das Angebot an Saiten und Kolophonium ist derart groß, dass es mühsam ist hier einen exakten Überblick zu behalten. 

Ein guter Bogen muss sehr vielseitig sein. 

Er muss dunkle Timbres genau so darstellen können wir helle Klänge, er saugt sich in die Saiten und kann wie ein Ball über die Saiten springen. Er kling mit einem Haar wie auch mit allen Haaren. Er springt und tanzt über die Saiten, und umgarn und liebkost sie. Er reagiert auf jede noch so kleine Nuance des Spielers und setzt Streich-Bewegungen in möglichst menschenähnliche Klänge um.  
Nur so kann er die Spannweite menschlicher Gefühle und kreativer Phantasie darstellen / zu Tage bringen.  
Leider sind die wenigsten Bögen derart offen und vielseitig. Wie die Resonanzkörper haben auch sie in der Regel einen Charakter individuelle Eigenschaften und klingen hell oder dunkel, sanft oder hart…etc. 
Der Musiker sucht sich nun einen Bogen mit guter Spielbarkeit der zudem genau die von ihm empfundenen Schwächen seins Instruments kaschiert, ausgleicht.

Man merkt hier schon wie verstrickt die ganze Geschickte wird. Und warum um die Einrichtung eines Instrumentes gern ein undurchschaubares Mysterium gemacht wird. 

Jetzt erst geht es an die Fähigkeiten des Musikers. 
Wir gestalten den Klang an der Kontaktstelle. Alles was ich eben beschrieben habe, stellt die Möglichkeiten dar, mit denen wir nun gestalten können. 
Wir können nicht mehr machen, als das Instrument hergibt. 
In und mit der Kontaktstelle muss alles Leben der Musik stattfinden. Hier werden menschliche Regung, Gefühle, Phantasie, Kreativität in physikalische Prozesse, Bewegung umgesetzt. 
Wir müssen lernen alle unsere individuelle Musik in diesem Punkt, in diesem Moment zu verpacken und auf die akustische Reise zu schicken. 
Ausführendes Körperteil ist der rechte Arm. 
Die Vokale stellen wir mit der Position der Kontaktstelle dar. Am Griffbrett finden wir die dunkeln Vokale am Steg die obertonreichen, hellen. 
Die Konsonanten formen wir mit dem Ansatz des Bogenhaars an der Saite. Weiche und harte, geräuschvolle und Schaft artikulierte Konsonanten können wir, wie in der Sprache machen. 
Für einen satten in die Tiefe gehenden Klang bedarf es eines weichen Oberarms. Für eine oberflächlichen Klang, (wie mit angespannte Brust / Brustkorb gesprochen) bedarf es eines angespannten Oberarms. 
Die Menge der Bogen-Zentimeter, Schub und Zug der Stange, Schwung oder reine Muskelkraft, die Masse die auf der Kontaktstelle liegt, wie viele Haare benützt werden, physikalische Beschaffenheit der Bogenstange und der Umgang damit, und vieles mehr…sind alles Komponenten die den Klang beeinflussen.
Auf alles das haben wir Einfluss und müssen es bewusst steuern  können. Das macht die Ausbildung am Arm so vielseitig und so mühsam. 

Gleichzeitig müssen wir Musiker aber auch die Nuancen hören und begreifen lernen. 
Registrieren und differenzieren wir die akustischen Unterschiede nicht, so macht es gar keinen Sinn mühevolle Bewegungen einzustudieren. Ein Tun, die Bewegung an der Saite, muss immer ein Gegenüber in der inneren Klangvorstellung haben. Deswegen ist singen, Musik hören und auf das alltägliche Geschehen lauschen so wichtig. Das prägt die innere Vorstellung. 

Den Arm in seinen Funktionen  bauen wir uns selber. Wir lernen das Armgewicht zu hebeln, nicht zu drücken, wir lernen Masse mit elastischem Arm auf die Kontaktstelle zu bringen, wir bauen und ganz wichtige Gelenke, beispielsweise mit dem Fingerstrich. Wir lernen den Bogen so zu animieren, das wir seine physikalische und klanglichen Eigenschaften unterstützen, und nicht bremsen. Die Musik in uns -sie fließt übern den Arm, den Bogen, die Saiten. - Steg und Stimmstock übertragen das in den Resonanzkörper und von dort aus wandert Klang in die Ohren unseres Publikums.
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